60-jährige Geschichte des Flugsportvereins Bad Tölz e.V.

Seilrückholwagen Opel P4 und Doppelsitzer Mü-13E

Modellflieger, zumeist aus Tölz und Umgebung waren es, die Anfang der fünfziger Jahre Lust auf "richtiges Fliegen" bekamen, gab es doch auch einen richtigen Flugplatz in Bad Tölz. Aber wie das anstellen, wo doch damals für Deutsche fast alles verboten war, besonders das Fliegen? Irgendwie schafften sie es doch, das Wohlwollen des amerikanischen Platzkommandanten zu erringen und 1953 auf dem Militärflugplatz oberhalb von Bad Tölz mit einem kleinen Segelflugbetrieb zu beginnen.


Die Mü-13E von Süden her im Anflug auf den Tölzer Platz

Schaffte die selbstgebastelte Winde stolze 180 Meter, freute sich der ganze Verein und starrte gebannt dem Bergfalken nach, wie er in Richtung Berge immer tiefer im Gaißacher Tal aus dem Blickfeld entschwand und nach einer kleinen Ewigkeit am Hang des nahen Rechelkopfes wieder auftauchte – oder auch nicht.


Englische Tiger Moth sowie ein Bergfalke II im Landeanflug

Eine Gruppe von 15-jährigen Schülern war es, die nicht locker ließ, bis der erste Vorstand, Dr. Harald Schwarze, überzeugt war und die Ausbildungsarbeit organisierte. Ihm verdanken wir viel, er hatte dieses Amt 12 Jahre lang bis 1965 inne. Als der Appetit wuchs, schaffte man eine ergraute Tiger Moth an, um besser in die Luft zu kommen. Die bedankte sich für die forschen Schlepps aber bald mit einem filmreifen Bruch. Spätere Vereinsflugzeuge, darunter eine Ercoupe, eine Klemm 107b oder eine Zlin fliegen – als Oldtimer – heute noch in den Händen neuer Eigentümer.


Die Vorstände wechselten und auf Dr. Harald Schwarze folgten Helmut Pampel, Martin Mair und Roderich Müller. Unter der kreativen und engagierten Führung durch Wolfram Wild von 1975 bis 1992 erlebte der Verein eine neue Blüte und fand einen gewichtigen Platz in der Haltergemeinschaft Segelflugzentrum Königsdorf. Ohne Wolfram Wilds Weitblick und seine Fähigkeit zu integrieren wäre Königsdorf nicht in dieser optimalen Weise zur neuen Vereinsheimat geworden. Auf Dauer erwies sich der Betrieb bei den Amis in Bad Tölz als nicht ideal, denn je nach "feeling" des amtierenden Colonels durfte mehr oder weniger geflogen werden. Und wenn bei der Army gar Fallschirmspringen angesagt war, hatten die Tölzer sowieso Pause. Als Notlösung lud man sich dann einfach auf Plätze in der Umgebung ein und revanchierte sich mit Gegeneinladungen nach Tölz. So entstand eine rege Reisetätigkeit zu den Schlierseern, Ascholdingern, Geretsriedern, Weilheimern und umgekehrt. Viele damals entstandenen Freundschaften bestehen noch heute.

Land-unter in Königsdorf-Wiesen

Als in Segelfliegerkreisen die zuerst vielbelächelte Idee aufkeimte, man könnte vielleicht das Moor bei Königsdorf für einen Flugplatz zweckentfremden, waren die Tölzer von Anfang an dabei und verlegten 1972 ihren Segelflugbetrieb dorthin. Vorsichtshalber wurde der Tölzer Platz noch nicht ganz aufgegeben, weil im Frühjahr in den ersten Jahren in Königsdorf regelmäßig "Land unter" war.


Endlich wieder ein Dach überm Kopf

Unter großen Anstrengungen wurde von 1979 bis 1981 in fast vollständiger Eigenleistung eine große Halle mit einem gemütlichen Aufenthaltsraum gebaut. Damit hatte auch das Herumvagabundieren der Tölzer Flugzeuge in den Hallen der anderen Königsdorfer Vereine endlich ein Ende. Für den heutigen Flugzeugpark, er reicht von der K 8 bis zur DG-1000, ist sie schon fast wieder zu klein.

Fertige Tölzer-Halle mit Remoqueur


Tölzer Segelflieger findet man auf vielen Wettbewerben, oft auch erfolgreich. Schon früh hat der FSV Bad Tölz den Lärmschutzgedanken berücksichtigt und möglichst lärmarme Schleppflugzeuge eingesetzt. Die Ausbildung der jungen Segelflieger erfolgt heute fast ausschließlich mit der Winde. Ziel des Vereins war und ist die Förderung des Segelfluges bei Jugendlichen mit Heranführung der frischgebackenen Scheininhaber an den Alpensegelflug. Und wichtiger denn je, durch vernünftiges Verhalten zu einem guten Verhältnis mit der Bevölkerung beizutragen.